Wie erstellst du dein Anschreiben?

Grundlege Informationen
Sind wir mal ehrlich, ein Anschreiben zu erstellen macht den meisten Bewerbern wenig Spaß, darüber hinaus steht das Anschreiben in sehr vielen Fällen nicht im Fokus des Bewerbungsprozesses. Hier hat der Lebenslauf die weitaus größere Priorität und wird sehr oft vor allen anderen Unterlagen gelesen. Allerdings kannst Du in der Regel nicht wissen, ob Deinem Anschreiben, im ausschreibenden Unternehmen, Beachtung geschenkt wird oder nicht – daher sollte Du immer mit vollem Engagement an die Erstellung Deines Anschreibens heran gehen. Der Lebenslauf zeigt Deine Vergangenheit und ggfs. Deine aktuelle Situation auf. Nutze das Anschreiben, um mit Deinem potentiell zukünftigen Arbeitgeber über Eure gemeinsame Zukunft zu „sprechen“. Wenn es Stellen oder Aspekte in Deinem Lebenslauf gibt die noch offen sind, wie beispielsweise große Lücken, dann spreche diese Punkte bewusst an und schaffe dort Klarheit, wo diese Klarheit durch den Lebenslauf allein noch nicht vorhanden wäre. Du solltest Dein Anschreiben immer individuell auf die ausgeschriebene Stelle und das Unternehmen anpassen, d.h. nutze kein Standartanschreiben in dem Du Deinen Lebenslauf noch einmal wiederholst. Es geht darum, dass Du Deine Bewerbung anteaserst.
Der Recruiter möchte mit Deinem Anschreiben zwei Dinge wissen:
- Was hat der Recruiter bzw. das Unternehmen davon, genau Dich einzustellen?
- Was ist Deine Motivation: Warum hast Du Dich auf diese Stelle beworben bzw. für dieses Unternehmen entschieden?
Hier kann es Dir im Vorfeld auch helfen, dass Du Dir die Zeit nimmst und zu diesen beiden Punkten eine Mindmap erstellst. Aus dieser Mindmap kannst du anschließend die Inhalte zur Beantwortung der beiden obigen Punkte anwenden.
Die Struktur und der Inhalt des Anschreibens
Wenn Du ein Anschreiben verfasst, sollte Du Dich an einer festen Struktur orientieren. Du beginnst mit der Anrede. An dieser Stelle ist es sinnvoll, dass Du eine persönliche Anrede bevorzugst – wie „Sehr geehrte Frau Müller…“. Wenn kein Ansprechpartner in der Stellenausschreibung angegeben ist, versuche den Namen durch Nachforschungen, wie einem Telefonat oder per E-Mail herauszubekommen. Wenn Du bereits Kontakt hattest, nimm auf jeden Fall darauf Bezug – „Wie soeben telefonisch besprochen…“ oder ähnliches. Nach der Anrede gehst Du darauf ein warum Dich die ausgeschriebene Stelle respektive das Unternehmen interessiert. Im Idealfall hast Du Dich bereits vor der Auswahl Deiner zukünftigen Arbeitgeber über deren Unternehmensvisionen, -technologien und/oder zukünftigen Projekte informiert. Solltest Du das noch nicht getan haben, dann recherchiere im Internet, telefoniere, nutze „Tage der offenen Tür“ oder Jobmessen, um Dich mit den genannten Aspekten auseinanderzusetzen. Du solltest auf eben diese Aspekte eingehen. D.h. mache beispielsweise ein Kompliment für die umweltbewusste Unternehmensausrichtung und fahre dann fort mit einem spezifischen Marktrend, einer besondere Unternehmenssituation oder einer Herausforderung vor der das Unternehmen grade steht. Wenn Du zu einem der letzten Punkte, also Markttrend, Unternehmenssituation oder Herausforderung etwas gefunden hast, ist jetzt die Möglichkeit für Dich, mit Deinen Fähigkeiten und Erfahrungen auf diese Punkte Bezug zu nehmen und aufzuzeigen warum und wie Du Dem Unternehmen helfen kannst. Zeige Deine Erfahrungen auf und was Dir persönlich wichtig ist. Mit diesem Vorgehen ist es möglich, bereits im Vorfeld, für den Lesenden ein gutes Bild von Dir, Deinen Werten und Zielsetzungen zu vermitteln. Abschließend kannst Du Dein Anschreiben sehr gut mit einem Satz vollenden, der beinhaltet warum du den Job spannend findest und dass Du Dich auf ein persönliches Kennenlernen freust. Vermeide es Deinen Abschlusssatz so oder ähnlich zu formulieren: „…deswegen bin ich überzeugt der Richtige für diese Stelle zu sein“. Wenn Du nicht davon überzeugt wärst, würdest Du Dich kaum auf die ausgeschriebene Stelle bewerben. Denk bitte daran, dass Du nicht Deinen Lebenslauf replizierst und nicht ausschließlich über Dich persönlich sprichst. Du solltest natürlich schon Deine Fähigkeiten und Erfahrungen, die Du im Lebenslauf aufgelistet hast und die mit der ausgeschriebenen Position matchen, aufzeigen und hervorheben. Achte aber darauf triviale Fähigkeiten wie beispielsweise „Teamfähigkeit“ nicht im Anschreiben anzusprechen. Durch das Aufzeigen von trivialen Softskills können Deine Chancen im Bewerbungsprozess sinken.
Weiterführende Tipps
Um die Erstellung eines stellenbezogenen Anschreibens zu optimieren kann es Dir helfen, wenn Du zuvor Textbausteine mit Erfahrungen und Fähigkeiten erstellst. Diese Textbausteine kannst Du dann für die jeweilige Stellenausschreibung verwenden und ggfs. anpassen. Das macht es Dir viel einfacher Dich zu strukturieren und mit wenig Aufwand zukünftige Anschreiben zu formulieren. In der Regel entscheidest Du Dich ja für Unternehmen, die mit Deinen Werten und/oder Vorstellungen d’accord gehen. Dieser Aspekt sollte es Dir erleichtern, mit vorbereiteten Bausteinen ein zugeschnittenes Anschreiben zu zaubern. Hier ein Beispiel: „Mit 5 Jahren Berufserfahrung als Teamleiter in der Steuergeräteentwicklung, Führungserfahrung von 10 Mitarbeitern und einem abgeschlossenen Studium als Elektrotechnikingenieur konnte ich mir ein breites und tiefes Wissen in der Koordination und dem Aufbau einer Hardwareentwicklung für komplexe Steuergeräte aneignen.“ Nachdem Du Dein Anschreiben erstellt hast, nimm Dir noch einmal 15 Minuten Zeit für eine, im besten Fall, kognitiv wenig fordernde Tätigkeit, wie einem kurzen Spaziergang und prüfe im Anschluss Deinen Lebenslauf vollumfänglich erneut. Das hilft Dir potentielle Fehler zu identifizieren. Ja, auch wenn Du ein Programm mit Rechtschreibkontrolle verwendest, können Fehler auftreten und es kommt häufig vor, dass Du direkt nach dem Schreiben eines Textes „betriebsblind“ bist und die entstanden Fehler nicht erkennst bzw. überliest. Wie beim Lebenslauf auch, ist es von Vorteil, dass Du ein Anschreiben im pdf-Format abspeicherst und anschließend signierst. Durch Verwendung des pdf-Formats vermeidest Du beim Lesen der Unterlagen, im ausschreibenden Unternehmen, Probleme bzgl. der Formatierung des Dokumentes und dadurch potentiell auftretenden grafische Verschiebungen oder Darstellungsfehler. Wenn Du Deine Bewerbung als E-Mail versendest, hänge das Anschreiben als eigenständiges Dokument an oder integriere das Anschreiben in Deiner Dokumentensammlung – schreibe das Anschreiben nicht direkt in die E-Mail, hier reichen ein bis zwei Sätze mit Deiner Intention und dem Bezug auf Deinen ersten Kontakt mit dem Unternehmen.
Viel Erfolg bei der Erstellung Deines Anschreibens.
Kurzübersicht – Anschreiben
- Länge des Anschreibens: ½ bis maximal 1 Seite
- Individueller Inhalt zur ausgeschriebenen Stelle und zum Unternehmen
- Persönliche Anrede verwenden (ggfs. zuvor Kontakt aufnehmen)
- Auf eine oder mehrere Unternehmensvisionen, -technologien und/oder zukünftigen Projekte eingehen
- Warum passt das Unternehmen zu meinen Werten, Zielsetzungen und Fähigkeiten: Motivation & Alleinstellungsmerkmale hervorheben
- Was hat das Unternehmen von mir?
- Warum interessiert mich der Job?
- Abschlusssatz
- Lücken aus dem Lebenslauf schließen
- Inhalt des Lebenslaufs nicht wiederholen
- Erstelle vorgefertigte Textbausteine, um die Erstellung eines neuen Anschreibens zu vereinfachen
- Der Lebenslauf hat Priorität, das Anschreiben sollte trotzdem mit der erforderlichen Hingabe erstellt werden